Wie der neue Podcast “ Der Fall Lina E.“ entstanden ist – und wer ihn gemacht hat

Mehrere Monate lang hat ein Team der Leipziger Volkszeitung am fünfteiligen Podcast zum Fall Lina E. gearbeitet. Wie die Idee entstanden ist und wer daran beteiligt war.

Das Team hinter dem Podcast „Der Fall Lina E.“: Antonie Rietzschel, Nicole Grziwa, Josa Mania-Schlegel und Denise Peikert (v.l.)

Seit mehr als einem Jahr wird am Oberlandesgericht in Dresden gegen eine mutmaßliche linksextreme Bande aus Leipzig verhandelt. Sie soll jahrelang Jagd auf Neonazis in Sachsen und Thüringen gemacht haben. Im Frühjahr 2023 wird in dem Prozess ein Urteil erwartet – und ab 26. Januar startet die LVZ einen fünfteiligen Podcast zu dem Fall.

Die Idee

Schon die Umstände des Falls machen klar, dass er hier um etwas Besonderes geht: Eine Hauptangeklagte, die mit dem Hubschrauber zum Haftrichter am Bundesgerichtshof geflogen wird. Ein Prozess unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Und ein Kronzeuge, der seltene Einblicke gibt in eine linksradikale Szene, die normalerweise im Verborgenen agiert.

Der Fall ist aber mehr als nur ein Kriminalfall. Lina E. wird in Teilen der linken Szene als Heldin gefeiert. Das Gefühl, mit den mutmaßlichen Opfern der Gruppe habe es die Richtigen getroffen, ist weit verbreitet. Der Fall wirft also grundsätzliche Fragen zum Umgang mit Extremismus in unserer Gesellschaft auf – von links und rechts.

In der LVZ-Redaktion reifte im Laufe des vergangenen Jahres die Entscheidung heran, dass sich die vielen Aspekte des Falls am besten in einem Podcast beleuchten lassen – mit viel Zeit und Raum für eine genaue Betrachtung.

Mehr zur Idee und zur Arbeit am Podcast erfahren Sie auch in diesem Gespräch, einer Folge unseres etablierten Podcasts „Unsere Story“.

Die Recherche

Die Recherchen zum Fall Lina E. haben in der LVZ-Redaktion mit der Festnahme von Lina E. und dem Bekanntwerden der Ermittlungen durch die Bundesanwaltschaft begonnen. Reporterinnen und Reporter der LVZ waren regelmäßig beim Prozess gegen die mutmaßliche linksextreme Gruppe am Oberlandesgericht in Dresden dabei – und haben unter anderem die wichtigsten Aussagen von Zeugen dort wortwörtlich protokolliert.

Diese Mitschriften sind nun Teil des Podcasts geworden. Auch alle anderen Recherchen und Hintergrundgespräche zu dem Fall seit inzwischen mehr als zwei Jahren sowie interne Dokumente sind in die Produktion eingeflossen.

Für den Podcast haben wir zudem mutmaßliche Tatorte besucht und viele Interviews geführt. Wir haben mit dem Chefermittler des Landeskriminalamtes Sachsen zu Linksextremismus gesprochen. Wir haben mit Opfern rechter Gewalt über ihre Erfahrungen geredet. Und wir haben mit Wissenschaftlern über die linksradikale Szene gesprochen – und darüber, wie dort über Gewalt diskutiert wird.

Podcast zum Fall Lina E.: Der Video-Trailer

Wir haben noch mehr Personen für ein Interview angefragt, als letztlich im Podcast vorkommen. Viele Menschen wollten nicht mit uns über den Fall sprechen. Dazu zählen die Prozessbeteiligten, also die Bundesanwaltschaft und die Verteidigung von Lina E., die sich während des laufenden Verfahrens nicht vor dem Mikrofon äußern wollte. Schwierig war es auch, für Podcast-Aufnahmen mit Unterstützerinnen und Unterstützern der Angeklagten ins Gespräch zu kommen. Trotzdem beleuchten wir auch deren Sicht der Dinge auf die Geschehnisse.

Die Produktion

Die Idee für den Podcast entstand im Sommer 2022. Von Herbst an saß das Podcast-Team regelmäßig im Tonstudio, arbeitete an den Skripten für die einzelnen Folgen und war zu Gesprächen im ganzen Land unterwegs.

Seit Anfang des Jahres 2023 arbeiten Kolleginnen und Kollegen aus der gesamten LVZ intensiv an dem Podcast. Wir haben uns immer wieder Teile der Serie angehört, Soundkonzepte und die verwendete Musik verworfen, neu strukturiert, Textpassagen geändert. An den einzelnen Folgen arbeiten wir nahezu bis zur letzten Sekunde vor Veröffentlichung.

 

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Das Team

Host und Sprecherin des Podcasts ist LVZ-Reporterin Denise Peikert. Sie hat den Prozess gegen Lina E. und die anderen Angeklagten über Monate verfolgt, Interviews und Hintergrundgespräche geführt sowie mutmaßliche Tatorte besucht.

Auch LVZ-Reporterin Antonie Rietzschel verfolgt den Prozess in Dresden und beschäftigt sich seit Jahren mit Extremismus in Sachsen. Sie ist Mitautorin des Podcasts.

Von LVZ-Audio- und Videoreporterin Nicole Grziwa stammen Sound und Produktion des Podcast. Sie hat viele Stunden im Schnitt verbracht, Musik und Soundelemente besorgt und O-Töne geschnitten.

LVZ-Reporter Josa Mania-Schlegel hat die Recherchen unterstützt. Er war im Leipziger Stadtteil Connewitz unterwegs und hat den Prozess vor Gericht verfolgt.

Begleitet wurde das Projekt von der freien Journalistin und Medientrainerin Marie-Sophie Schiller.