Wie gehen wir in der Redaktion mit „Leserbriefen“ um?

Erst einmal sei klargestellt: „Leserbriefe“ nerven nicht, sondern bereichern uns. Jedenfalls die meisten. Wir wollen schließlich wissen, was die Leserinnen und Leser bewegt, wo sie uns kritisieren und manchmal auch loben. Daher sind ihre Meinungen für uns ein wichtiger Seismograph dafür, wie die Themen der LVZ ankommen, ob wir also die richtigen Schwerpunkte in der Berichterstattung und Kommentierung setzen. Leserbriefe liefern uns aber nicht nur Feedback, sondern auch Anregungen, um neue Themen aufzugreifen, bei bestimmten Problemen hartnäckig am Ball zu bleiben oder interessanten Lebensgeschichten nachzuspüren.

Wir Journalistinnen und Journalisten schreiben die Texte schließlich nicht für uns, sondern für die Leserschaft. Insofern wünschen wir uns noch mehr sachliche, gern auch kritische, Meinungen zu unseren Inhalten und den vielfältigen Themen aus Politik, Wirtschaft, Kommunalpolitik, Sport, Kultur und anderen Bereichen, über die wir täglich in der gedruckten Zeitung und auf LVZ.de berichten.

Klassische „Leserbriefe“ in handgeschriebener Form erreichen uns noch immer, auch Mails bekommen wir zu unseren Themen. Und allein mehr als 1500 Kommentare zu unseren Texten täglich auf der Facebookseite der LVZ. Allein im Mai haben wir 45.800 Kommentare auf der Facebookseite gelesen – und einige beantwortet, einige löschen müssen. Dazu aber an anderer Stelle in diesem Transparenzblog demnächst mehr. Lesermeinung ist uns wichtig, wir greifen sie auch immer wieder in der Berichterstattung auf.

Worauf wir gern verzichten können, sind üble Beleidigungen, wilde Hasstiraden und wüste Beschimpfungen. Mitunter gehen hier, insbesondere in den sozialen Medien, Respekt und Umgangskultur völlig verloren. Leider.

Wir veröffentlichen regelmäßig Leserbriefe in Print und Online. Und aus der Reaktion der Leserschaft wissen wir, dass viele regelrecht darauf warten, weil sie gern lesen, welche Ansichten andere Leserinnen und Leser haben. Dort kommen im Rahmen der publizistischen Grundsätze auch Meinungen zu Wort, die die Redaktion nicht in jedem Falle teilt.

Dennoch veröffentlichen wir nicht alle Leserreaktionen. Das hat nichts mit angeblicher Unterdrückung der Meinungsfreiheit zu tun oder mit dem Verschweigen von Kritik, sondern mit klaren Regeln, an die wir uns halten: an das Grundgesetz, an das Presserecht und unsere publizistischen Leitlinien.

Nicht veröffentlicht werden Leserbriefe unter anderem, wenn

  1. … nicht erkennbar ist, wer der Absender ist, also Name, Wohnort, Erreichbarkeit. Das ist für uns auch wichtig bei eventuellen Rückfragen oder der Kontaktaufnahme zum Zwecke weiterer Recherche.
  2. … die Äußerung links- oder rechtsextreme Ansichten enthält, Hass, Gewalt und Krieg verherrlicht oder dazu aufruft.
  3. … sie Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten, Künstlerinnen und Künstler oder andere Personen auf üble Weise diffamieren, beleidigen und beschimpfen. Da werden Persönlichkeitsrechte verletzt und die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten.
  4. … die Äußerung sich nicht auf Inhalte der LVZ bezieht, sondern etwa auf Fernsehsendungen. Dann sollte sich der Schreiber bitte an den entsprechenden Sender wenden.
  5. … wenn die Zuschrift eine Länge hat, die selbst bei behutsamem Kürzen den Rahmen eines Leserbriefes sprengt.
  6. … Behauptungen enthält, die nicht beweisbar sind.

Die Entscheidung darüber, welche Leserbriefe publiziert werden, trifft die Redaktion, die auch die Verantwortung dafür trägt. Einen Anspruch auf Veröffentlichung gibt es nicht.

Auf Kritik in der Leserschaft stößt es, wenn wir zu oft Äußerungen derselben Leser publizieren. Wir haben tatsächlich eine Reihe treuer Leserbriefschreiber, die uns fast täglich oder wöchentlich ihre Meinung zu den verschiedenen Themen mitteilen. Die meisten von ihnen haben aber Verständnis dafür, dass wir zwar alles mit Interesse lesen, aber nicht Woche für Woche veröffentlichen können.

Bewegt hat uns immer, wie viele Leserinnen und Leser unseren Aufrufen folgten und sich zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Umtausch alter Führerscheine an ihre Fahrprüfung erinnerten, uns daran teilhaben ließen und uns sogar ihre alten Dokumente und Fotos schickten.

Wenn Sie bisher noch zögerten, uns zu schreiben, fühlen Sie sich ermutigt, loszulegen (leserbriefe@lvz.de). Was gefällt Ihnen und was nicht? Was bewegt Sie, was ärgert Sie und was stimmt Sie zuversichtlich?

Wir freuen uns wirklich über Ihre Anregungen und Kritiken. Und wenn Ihnen nach anerkennenden Worten ist, gern auch raus damit. Die LVZ ist für Sie da, unsere Leserinnen und Leser.

 

Ihre

Anita Kecke

Chefin vom Dienst LVZ (bis Juni 2022)